Kompetenzorientierung

In Kompetenzorientiertes Prüfen beantworten Michael Cursio, Angela Hahn und Dirk Jahn aus der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) folgende Fragen: Was ist Kompetenz, wie könnte ein Kompetenzmodell für ein Modul ausschauen und welche Prüfungsformen können welche Kompetenzbereiche prüfen?

Kompetenz wird nach Weinert (2001, S. 27 f.) definiert und ist:

„die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernten kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“.

Zur Diskussion stellt Gabi Reinmann in Lehrkompetenzen von Hochschullehrern: Kritik des Kompetenzbegriffs in fünf Thesen unter anderem den Begriff eines Problems und weist hin, dass ein Problem von unterschiedlichen Lehrenden anders interpretiert und von vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden kann.

Interessant fand ich die Unterscheidung und Erklärungen der Kompetenzbereichen nach Roth (1971), Euler/Hahn (2014) und Wilbers (2014) in Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen. Die Fachkompetenz steht am meisten im Mittelpunkt der Lehre an Hochschulen und die anderen 3 werden eher informell gelernt, sind keine explizite Lernziele in den Kurrikula.

Fachkompetenz: Fähigkeit und Bereitschaft, Aufgaben- und Problemstellungen eigenständig und fachlich angemessen zu bearbeiten und das Ergebnis zu beurteilen. (Cursio et al, 2015, S.2)

In unserer Diskussion mit Sylvia, Gudrun und Erika wurde uns aber klar, dass es genau diese drei sind, die Methoden-, Sozial- und die Selbstkompetenz, die am wichtigsten für die Studierenden zu erlernen sind.

Lern- bzw. Methodenkompetenz:  Fähigkeit und Bereitschaft zur Anwendung bestimmter Lern- und Arbeitsmethoden, die zur Entwicklung der anderen Kompetenzen, insbesondere der Fachkompetenz nötig sind.

Sozialkompetenz: Fähigkeit und Bereitschaft, zielorientiert mit anderen zusammenzuarbeiten, ihre Interessen und sozialen Situationen zu erfassen, sich mit ihnen rational und verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen und zu verständigen sowie die Arbeits- und Lebenswelt mitzugestalten.

Selbstkompetenz: Fähigkeit und Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln und das eigene Leben eigenständig und verantwortlich im jeweiligen sozialen, kulturellen und beruflichen Kontext zu gestalten.

Gudrun wies zum Problem hin, dass Kompetenztabellen, die heutzutage bei vielen Studiengängen  entworfen sind, so umfangreich sind, dass sie die Umsetzung sehr kompliziert machen. Sie berichtet auch vom Problem der Priorisierung, dass Lehrende nicht bereit sind, manche der Kompetenzen zu streichen.

Sylvia berichtete vom der Schwierigkeit während Prüfungen Situationen zu gestalten, um Handlungen in der Praxis zu prüfen.

Eine Frage zum Kompetenzmodell ist der Umgang mit Selbstkompetenz und persönliche Haltung und Ethik. Ist es Legitim Studierende durchfallen zu lassen, die eine negative persönliche Haltung in einem Modul nachweisen?

Gudrun antwortet diese Frage mit ja, wenn man diese Fertigkeiten und Fähigkeiten prüft, dann kann man das auch durchziehen und in manchen Berufen wäre das auch sehr sinnvoll.

Einig waren wir in der Diskussion, dass unsere Studierende mehr bereit sind sich Fachwissen ein zu eignen und gut strukturierte Inhalte sehr wertschätzen. Je aktiver die Lernenden werden, desto weniger Zeit gibt es für die Vermittlung von Inhalten und Lernende reagieren oft mit Wiederständen. Wissen ist gleich Kompetenz, so wird es oft wahrgenommen. In Kursen, wo es weniger Inhalte und mehr Aktivität von seitens der Lernenden gefordert wird, ist nach Erika’s Erfahrung mit Wiederständen zu rechnen.

Literatur:

Euler, D. & Hahn, A. (2014). Wirtschaftsdidaktik (3. Aufl.). Bern: Haupt.
Reinmann, G. (2015). Lehrkompetenzen von Hochschullehrern: Kritik des Kompetenzbegriffs in fünf Thesen. In Lehrkompetenzen in der wissenschaftlichen Weiterbildung (pp. 17-36). Springer Fachmedien Wiesbaden.
Roth, H. (1971). Pädagogische Anthropologie. Band 2: Entwicklung und Erziehung. Hannover: Schroed

Weinert, F. E. (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In F. E. Weinert (Hrsg.), Leistungsmessungen in Schulen (S. 17-31). Weinheim: Beltz.

Wilbers, K. (2014). Wirtschaftsunterricht gestalten. Lehrbuch Teil I (2. Aufl.). Berlin: epub

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